Kirche zu Bernitt
Wir betreten die Bernitter Kirche durch die südliche Seitenpforte des Chores, und die Zeit scheint spurlos an diesem Raum vorüber gegangen zu sein. Die Fenster sind noch romanisch rundgewölbt, ein gotischer Altar und vorreformatorische Wandnischen vervollständigen das Ensemble. Die mittelalterlichen Gewölbemalereien im Kirchenschiff finden sich so kein zweites Mal in Mecklenburg. In der über eine Doppelbalkentreppe erreichbaren Glockenstube sind insgesamt drei Glocken, darunter zwei Bronzeglocken, die zu den ältesten und wertvollsten Glocken im Land zählen.
Das Äußere der Kirche
Die Bernitter Kirche wurde in 3 Phasen gebaut: Begonnen wurde mit dem Chor, es folgte das Langhaus (oder auch Schiff genannt) und schließlich der Turm. Die genauen dendrochronologischen Daten sind (Schöfbeck): Chor: 1263d, Langhaus: 1302d, Turm: 1434d,
Zum Bau der Kirche wurden Feldsteine verwendet, teils sorgfältig behauen und in Lagen vermauert, teils gespalten oder auch unbearbeitet. Ziegelsteine fanden lediglich bei den Fensterleibungen und bei Teilen des Turms Verwendung. Erwähnenswert sind die Verputzung des Ostgiebels mit einem spätromanischen Rundbogenfries sowie die Doppellinien, die während der Bauphase in den noch feuchten Putz geritzt wurden.
Der Chorraum
Im Mittelpunkt des in seiner Geschlossenheit einmaligen Chorraums steht der gotische Flügelaltar von etwa 1520 (Trinkert). Während auf den Flügeltüren die 12 Apostel mit ihren jeweiligen Attributen dargestellt sind, finden sich im Mittelschrein der Hl. Erasmus, Maria als Mondsichelmadonna, die Hl. Katharina sowie Georg der Drachentöter. Bemerkenswert ist die Erhaltung der vorreformatorischen Nischen: Sakramentsschrank, Geldschrank, 3 Kredenznischen zum Abstellen der Abendmahlsgeräte während des Gottesdienstes. Das formschöne romanische Taufbecken ist vielleicht das älteste Stück der Kirche.
Das Kirchenschiff
Das Schiff der Bernitter Kirche zerfällt in 2 Rechtecke mit einfachen Kreuzgewölben. Neben der Gewölbescheibe mit dem Brustbild von Petrus (15. Jh.) und einem Kruzifix (15. Jh.) sind die mittelalterlichen Gewölbemalereien von herausragender Bedeutung. Lange Zeit unter der Tünche verborgen, wurden sie Mitte des 19. Jh. wiederentdeckt und sorgfältig restauriert. Dargestellt sind auf den Gewölbekappen die Passionsszenen sowie das Jüngste Gericht. In den Zwickeln des Gewölbes finden wir 3 menschliche Wesen und 5 Fabelwesen, deren Interpretation schwierig ist, vermutlich aber Lasterdarstellungen sein dürften.
Der Turm und die Glocken
Mit der Fertigstellung des Turms im 15. Jh. konnten die beiden mittelalterlichen Bronzeglocken aus dem 14. Jh. in die Glockenstube des Turms gebracht werden. Beide Bronzeglocken sind ohne Gießerzeichen – ein Hinweis auf ihr hohes Alter. Während auf der einen der beiden jeweils 1 Tonne schweren Glocken lediglich die griechischen Buchstaben Alpha und Omega zu finden sind, stehen auf der Schulter der anderen Bronzeglocke die Worte: O REX GLORIE CRISTE VENI CUM PACE (O, König der Herrlichkeit, Christus, komme mit Frieden). Hinzu kommen Ritzungen der Hl. Katharina mit Schwert und Rad und von Maria. Beide Glocken zählen zu den ältesten und wertvollsten Glocken Mecklenburgs.
Zur Glockenstube führt eine äußerst sehenswerte fast 13 Meter lange Doppelbalkentreppe hinauf.
Quellen:
Text: Dr. Steffen Daebeler
Bilder: Anatolij Derksen